Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   
Buchbesprechung
Mama, ich mag Dich von Komako Sakai

Ein wunderschönes, nicht zu buntes Buch hat uns einige gemeinsame Stunden geschenkt. Wir haben es mindestens 5 Mal gelesen. Leo blättert immer noch immer wieder alleine darin.

Eine kleine aber tiefe Liebesgeschichte zwischen einem Hasen-Kleinkind und seiner Mama spielt dramatisch in kleinen Bildreihen. Expressiv wie in einem Film . Die Mutter scheint dem Sohn in vielen Hinsichten nicht perfekt (sonntags schläft sie zu lange, ist ungeduldig usw.) zu sein. Er ist gekränkt und beschließt, die Mama zu verlassen. Auch deswegen, weil er sie nicht heiraten darf: auch dann, "wenn ich richtig groß bin". Katastrophen ohne Ende! Man will doch nur die Aufmerksamkeit... Aber immer und gleich. Jetzt! Wie es halt im Leben eines Kindes ist.

Da die Themen jedem Kind sehr bekannt vorkommen, hat Leonid sich sehr angesprochen gefüllt. Na, wirklich: der kleine Hase sieht einem 3-jährigen Jungen (in dem Alter trägt man noch oft Strumpfhose) sehr ähnlich. Die Gespräche sind wie aus unserem Alltag abgeschrieben. Die Situationen sind sehr lebendig präsentiert. Beispielsweise, war Leonid vom Bild im Badezimmer (Schaum aus dem Waschbecken ist schon auf dem Boden -"Immer schimpfst Du gleich") besonders begeistert. "Guck mal, wie bei uns vorgestern! Siehst Du, dem Hase macht es doch auch Spaß".

Das Buch kann man auch ziemlich psycho-philosophisch bezeichnen. Weil die Eltern danach eigene Kinder vielleicht besser verstehen können.

Die Bilder von Komako Sakai sind sehr gut: ohne unnötige Details, aus dem Format ausgehend, mit unterschiedlichen Perspektiven. Groß und klein wird nebeneinander gestellt und aufeinander projeziert. Leonid vergleicht oft die einzelnen Seiten miteinander, weil nur die Details sich wie in einem (Zeichentrick-)Film verändern. So bekommt die Geschichte zusätzliche Spannung.

Die Texte fanden wir schon ein bisschen zu hart. Der Satz "Mama, ich mag dich nicht" kommt ziemlich oft vor. Es ist bekannt, dass die Kinder oft jemandem nachsprechen. Leonid hat früher seiner Mutter nie so etwas gesagt. Jetzt hat er denn Satz oft gehört. Es ist keine Schimpferei für ihn mehr, was man natürlich als Mutter nicht gerne hört.

Übrigens "Mama, ich mag dich..." ist nur auf dem Umschlag zu finden. Nach dem Öffnen des Buches ist ein riesiges "NICHT!" zu sehen, was natürlich den Sinn des Satzes völlig umkehrt.
Sogar nach dem Versöhnen, zum Schluss der Geschichte sagt nur die Mutter, wie sie ihren Sohn gerne hat. Leo hat gefragt: ist der Hase-Bub immer noch beleidigt? Also, schade, es wäre doch so ein schönes Happy-End: "Mama, ich mag dich DOCH".

 

Ich heiße Leonid Stefan Motz

und bin fast 3,5 Jahre. Ich baue gerne fantastische Fahrzeuge aus LEGO und spiele mit anderen Kindern. Ich male viel: Autos bevorzugt. Ich kenne schon viele Buchstaben und Zahlen. Deswegen interessiert mich alles, was mit Büchern und Co. zu tun hat. Besonders gerne "lese" ich Märchen aus der ganzen Welt und tolle Geschichten über Kinder.

Kommentar von Leonids Mama: Leonid ist sehr aktiv: singt, springt und rennt rum um die Zeit. Deswegen ist es besonders interessant, wie er sich beim Lesen völlig verändert. Ein ruhiges, aufmerksames Kind sitzt auf dem Sofa und bewegt sich nicht. Er vergisst alles beim Zuhören und fragt später oft nach dem Vorgelesenen. Bilderbücher, Gedicht-Sammlungen, aber auch technische Zeitschriften findet er toll.
Er versucht schon auch etwas zu schreiben (gleichzeitig in zwei Sprachen: Deutsch und Russisch). Es kommen noch unterschiedliche Zeichen gemischt als Ergebnis. Es dauert wahrscheinlich noch eine Weile bis es richtig klappt. Dann kann er seine Bücher selber lesen und besprechen. Bis jetzt macht es seine Mama für ihn.