Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   

 

Buchbesprechung  

Torak - Wanderer zwischen den Welten

von
     

Michelle Paver

   

Dies ist der zweite Band der „Chronik der dunklen Wälder“, die einmal sechs Bände umfassen soll. Der erste Band heißt „Wolfsbruder“. Der nächste Band soll 2007 folgen.

In dem Buch geht es um den Jungen Torak, seinen Wolf, der einfach nur Wolf heißt, und das Mädchen Renn, die vor 6000 Jahren einen Kampf gegen den Schamanenbund der „Seelenesser“ führen. Es wird abwechselnd aus Toraks, Renns und Wolfs Perspektive erzählt.

Torak wurde vom Rabenclan aufgenommen, nachdem sein Vater von einem dämonischen Bären getötet wurde (Band 1). Dort hat er sich auch inzwischen gut eingelebt, doch eine neue Gefahr bedroht seine friedliche Waldheimat: Eine tödliche, rätselhafte Krankheit, die auch von erfahrenen Schamanen nicht geheilt werden kann. Torak sieht es als seine Aufgabe und Bestimmung, nach einem Heilmittel zu suchen. Heimlich (sehr zu Renns Verärgerung, sie hätte ihn allein nicht gehen lassen) macht er sich auf. Er wandert bis zum Meer. Doch dort wird er von einigen Jungen aus einem der Meerclans, dem Robbenclan, gefangen genommen und von ihnen per Boot zu ihrer Heimat, den Robbeninseln, verfrachtet. Allmählich gelingt es ihm, sich mit den Jungen Detlan, Asrif und Bale, die ihn gefangen nahmen, und vor allem mit dem Robbenschamanen Tenris anzufreunden. Dieser verspricht, einen Heiltrank zu brauen.

Inzwischen hat sich die wütende Renn aufgemacht, um Torak zu suchen. Unterwegs begegnet sie Wolf wieder, Toraks ehemaligem Jagdgefährten (Am Ende von Band 1 ging Wolf zu einem Wolfsrudel und verließ Torak). Auch diese beiden kommen bis zum Meer. Schon will sie aufgeben, weil sie sieht, wie die Jungen Torak wegbringen, da trifft Renn auf einige Menschen vom Seeadlerclan. Nach einigem Betteln erklären sie sich bereit, sie und Wolf zu den Inseln herüberzurudern. Tenris, der Schamane, stellt Torak eine Bedingung dafür, dass er den Heiltrank braut: Torak soll ihm eine Pflanze dafür bringen, die Selikwurzel. Natürlich nimmt Torak die Bedingung an, was bleibt ihm anderes übrig, und macht sich zusammen mit Detlan, Asrif und Bale zum Wuchsort der Pflanze, dem Adlerfelsen, auf. Renn ist inzwischen auf den Inseln angekommen. Schließlich wird auch Renn von Leuten des Robbenclans, darunter Tenris, gefunden. Weil sie eine Wunde an der Hand hat, hält man sie für krank und stellt sie unter Quarantäne. Renn erkennt, dass Tenris einer der Schamanen des „Seelenesserbundes“ ist, einer Vereinigung von ehemals guten Schamanen, die aber dazu übergingen, Böses zu tun. Sie will Torak warnen, doch der ist bereits am Adlerfelsen. Torak erklettert in einer halsbrecherischen Aktion den hohen Adlerfelsen, die letzte Etappe ungesichert, das Seil reicht nicht mehr. Er pflückt die Selikwurzel und bringt sie zu Tenris. Doch dann stellt sich auch für ihn Furchtbares heraus…

Meine Beurteilung:

Ich finde das Buch super, genau wie den ersten Band, wenn auch manchmal etwas verwirrend. Die Handlung ist kompliziert ineinander verschachtelt, und am Ende findet sich für alles eine Erklärung und alles passt zusammen. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, so spannend ist es. Doch ich finde, die Autorin hätte dem Leser den Seelenesserbund und vor allem seine Motive etwas genauer erklären können. Vielleicht findet sich dazu aber etwas in den nächsten Bänden, sie muss den Stoff ja auf sechs Bände aufteilen.

Die Geschichte spielt in der Steinzeit, das ist offensichtlich, es geht viel um Schamanen und ihre geheimen Künste, Geister und Dämonen. Manches davon ist schwer zu verstehen, doch ich bewundere, wie die Autorin es trotzdem schafft, den Faden trotzdem nicht zu verlieren. Trotz der oftmaligen Erwähnung der Geisterwelt ist es kein Fantasy-Roman, das sollte man auch nicht erwarten. Nur die Gestalt von Tenris finde ich allzu durchsichtig geraten, man erkennt, wenn man etwas nachdenkt, schon am Anfang des Buches, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Schon allein die Formulierungen, die Michelle Paver für ihn benutzt, lassen durchblicken, dass er keine guten Absichten hat. Auch die Übersetzung der Überschrift finde ich nicht sehr gelungen, da sie im Englischen „Spiritwalker“ (also Geistesläufer) lautet, aber im Deutschen fast zu einem Satz umgestaltet wurde. Dies steht sehr im Widerspruch zur Überschrift des ersten Bandes (Wolfsbruder), die direkt übersetzt wurde. Davon zu lesen, wie sehr die Menschen von und mit der Natur lebten, macht einen schon ein wenig betreten, wenn man es mit der heutigen Situation vergleicht.

Ich empfehle dieses Buch für alle, die am Leben und Überleben in der Steinzeit interessiert sind und sich auch für die Welt der Geister und Dämonen begeistern können. Diejenigen, die sich vor der detaillierten Beschreibung eines toten Waljungen, einem zum Dämon gewordenen Kind mit Klauen an den Füßen oder einer verbrannten Gesichtshälfte ekeln, sollten sich aber vielleicht besser ein anderes Buch aussuchen.

Ich heiße

Eva Dumann

und bin 12 Jahre alt. Ich wohne in Hemmingen und gehe in die 7bil der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover. Lesen und Zeichnen sind meine Lieblingshobbys, auch in unserer Gemeindebücherei helfe ich gerne mit. Ich spiele Klavier und Querflöte. Ich habe kein festes Lieblingsbuch, doch am liebsten lese ich klassische Fantasybücher wie Herr der Ringe und historische Romane, die von Reiner M. Schröder finde ich am spannendsten. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, Katzen zum Schnurren zu bringen. Ich schreibe auch selbst Geschichten, Fantasyromane.