Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   

 

Buchbesprechung  

Einundzwanzigster Juli

von
     

Anne C. Voorhoeve

   

Als Fritzi nach zwei Jahren ihre Mutter wiedersieht, ist sie enttäuscht. Kein herzlicher Empfang, ja es kommt ihr sogar so vor als wäre ihre Mutter nicht froh, sie zu sehen. Als sie zuhause ankommt, liegt sogar schon jemand in Fritzis Bett. Sie heißt Olesia, kommt aus der Ukraine und das einzige was Fritzis Mutter machen kann, das diese nicht völlig durchdreht, ist ihr regelmäßig zu essen, ein Bett und ein paar kleine Aufgaben zu geben. Es ist alles sehr befremdlich für die 14-jährige Fritzi die nach 2 Jahren aus der Kinderverschickung in Oschgau zurück nach Berlin kommt. Doch sie begreift auch sehr schnell was ihre Mutter tut, wenn diese Ausweise und Lebensmittelmarken verschwinden lässt.

Das schwierige Verhältnis zu Ihrer Mutter, die vielen Bombenangriffe auf Berlin, Fritzi ist bald bereit, zur Familie ihrer Mutter, den Grafen von Lautlitz zu gehen. Dort wird sie herzlich aufgenommen und schon wie eine Erwachsene behandelt, das gefällt ihr. Es gibt aber auch vieles, worüber sie nachgrübeln muss, wenn sie den Gesprächen in der Familie folgt. Nicht zuletzt das Bekenntnis ihrer Tante Lexi, eine Halbjüdin zu sein, lässt sie über vieles nachdenken. Schließlich hat auch sie ein grausiges Geheimnis, weshalb sie aus Oschgau fort ist.

Doch kaum hat sich Fritzi eingewöhnt, da verändert der 21. Juli, der Tag an dem Ihr Onkel das Attentat auf Hitler verübt hat, das Leben der ganzen Familie. Sie muss staunend erkennen, wie viele aus Ihrer Familie in den Plan eingeweiht waren, und dass auch alle Anderen, die davon nicht wussten, voll dazu stehen. Die Hauptbeteiligten wurden sofort hingerichtet und alle anderen Familienmitglieder gefangen genommen. Das gerade ihre Lieblingstante Lexi, ausgerechnet die Halbjüdin, wieder frei kam, versteht und verzeiht Fritzi nicht gleich. Erst langsam, versteht sie Lexis Motive, ihre besondere Stellung zu nutzen. Nach einigen Monaten werden einige Familienmitglieder zusammen verlegt. Es ist unbeschreiblich wie die Familie in der Haft zusammenhält. Was sie trotz ihrer bevorzugten Stellung in der Haft erleben, auch.

Das Buch vermittelt von Anfang an eine gedämpfte, traurige Stimmung. Interessant ist es vor allem, weil die innere Zerrissenheit von Fritzi so gut beschrieben wird. Auch die offenen Gespräche in der Familie schaffen es, Einsicht und Nachsicht zu den Handlungen der Menschen, gerade auch hoher Offiziere wie Fritzis Onkel, unter Hitlers Herrschaft zu gewinnen. Besonders hat mir die Frage und die Antwort gefallen: „Was tust Du, wenn Du den falschen Weg gewählt hast? – Du drehst um!“ Ich finde, es beweist viel Stärke, sich zu Fehlern zu bekennen und etwas dagegen zu tun.

Mir hat das Buch gefallen, weil es interessant und flüssig geschrieben ist, mir Einblicke in eine schwierige Zeit gegeben hat und vor allem, weil es sich vor dem Schwierigen nicht gescheut hat. Beachtenswert finde ich auch, wie dicht das Buch sich trotz der erfundenen Hauptfigur Fritzi und den geänderten Namen an den historischen Tatsachen hält. So wird ein Stück deutsche Geschichte nah, lebendig und verständlich.

Ich heiße

Frauke Buchner