Schreib- und Lese-Förderprojekt der Universitas
   

 

Buchbesprechung  

Brot und Rosen

von
     

Rainer Hohberg und Sylvia Weigelt

   

Dieses Buch erklärt in Sagen und Legenden wie das Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen aussah. Die heilige Elisabeth würde dieses Jahr ihren 800-sten Geburtstag feiern. Ihr kurzes und ereignisreiches Leben wird im Buch anhand von 62 Begebenheiten geschildert. Erst wird eine Sage oder Legende erzählt, dann folgt ein erklärender Text. Dort wird geschildert, wann die Begebenheit geschah, wer sie aufgegriffen hat und wie sie von dem ersten oder von anderen Autoren erzählt wurden. Oft werden Details erklärt. Dadurch erfährt man sehr viel Interessantes über das Leben im Mittelalter. Die Ereignisse um Elisabeths Leben sind recht spannend. Es beginnt mit dem Sängerkrieg und der Weissagung des Magiers Klingsor. In der Nacht in der Elisabeth geboren wurde, sah er es auch schon in den Sternen. Mit 4 Jahren kommt die ungarische Königstochter Elisabeth an den Landgrafenhof von Thüringen, wo sie mit dem jungen Ludwig vermählt werden soll. Schon zwei Jahre später erfährt sie, dass ihre Mutter Gertrud grausam ermordet worden ist. In der Nacht darauf erscheint sie ihr im Traum und erzählt ihr, dass sie jetzt im Fegefeuer schmort. Darauf betet Elisabeth für ihre Mutter und bald darauf erscheint sie ihr wieder und ist auf dem Weg in den Himmel.

Mit 14 Jahren heiratet Elisabeth und ist damit Landgräfin von Thüringen. Sie ist mit ihrem Gemahl Ludwig glücklich und nutzt ihre Stellung um Almosen an die Armen zu verteilen, die täglich in großen Scharen an die Burg kommen. Sie versorgt auch Kranke und baut am Fuß der Wartburg ein kleines Spital. Auf der Wartburg können viele ihre religiöse und hilfsbereite Lebensweise nicht verstehen, aber ihr Mann Ludwig unterstützt sie immer. Aus dieser Zeit stammen viele Wunder, die ihr nachgesagt werden, zum Beispiel das Rosenwunder. Als Elisabeth mit ihrer Dienerin schwer bepackt mit Brot unter den Mänteln in die Stadt ziehen will, kam ihnen Ludwig entgegen. Er fragte: „Lasst sehen, was ihr so mit euch tragt!“ Weil Hungersnot herrschte und sie von vielen Ratgebern Ludwigs schlecht gemacht wurde, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Als Ludwig jedoch den Mantel zurückschlug, waren da lauter Rosen.

Manchmal sind die vielen Wunder in dieser Zeit ziemlich seltsam, und sie ähneln sich sehr, wie beim Spielzeug- und beim Porzellanwunder, wo Elisabeth beide Male die Waren in Eisenach für ihr Hospital kauft. Auf dem Weg zur Wartburg fällt ihr jedes Mal der Kram auf einen Stein, geht aber nicht zu Bruch.

Als Ludwig auf dem Kreuzzug stirbt, ändert sich Elisabeths Leben jäh. Heinrich Raspe, ihr Schwager vertreibt sie von der Wartburg. Nun führt sie ein Leben, ganz wie sie es sich schon immer gewünscht hat, in tiefster Armut und im Dienste der Kranken und Armen. In den folgenden Episoden erfährt man noch viele Sachen über das mittelalterliche Leben. Jetzt wird Elisabeth nicht nur demütig und fromm beschrieben, sondern sie organisiert auch und weiß ihren Willen durchzusetzen.  Witzig fand ich, wie sie Konrad von Marburg austrickst, der immer wieder ihre Almosen kritisiert. Als ihr Konrad verbiet, 6 Pfennige zu geben, gibt sie jedem 6 mal einen Pfennig. Als sie kein Geld mehr geben darf, lässt sie besonders große Brote backen und gibt jedem ein ganzes. Nun darf sie nur noch Stücke verteilen, aber sie gibt jedem so viel, dass es mehr als ein ganzes Brot wäre.

Sehr gut gefallen mir die Bilder von Bea Berthold. Diese sind zwar eher selten, geben aber immer eine schöne mittelalterliche Hintermalung zu bedeutenden Begebenheiten. Es gibt stets einen kleinen Text dazu.

Interessant war es, in der Lutherstube in Eisenach zu sehen, wie sie gemacht wurden. Die Bilder wurden als zusammengeklebtes Kunstwerk aus unterschiedlichem Papier und einzeln gezeichneten, ausgeschnittenen Figuren gemacht. Das sieht manchmal wie Stoff aus.

Leicht liest sich das Buch nicht, weil die Legenden in einem recht altertümlichen Deutsch geschrieben sind. Die Erklärungen dazu stecken voller Informationen und zitieren oft aus alten Quellen, so dass man sich auch hier durch den Text durchbeißen muss.

Immer wieder haben die Autoren die Denkweise im Mittelalter, vor allem die religiösen Anschauungen aber auch die Interessen von Elisabeth und ihren Zeitgenossen oder von Legendenschreibern beleuchtet, das hat mir beim Verständnis sehr geholfen. Die Autoren waren aber auch ehrlich und haben gesagt, wenn sie etwas nicht wissen oder haben verschiedene Möglichkeiten und Varianten beschrieben.

Ich fand es toll zu erleben, dass man Geschichte an Sagen und Legenden begreifen kann. Es ist auch beeindruckend, wie die Autoren einen Menschen, der vor 800 Jahren gelebt hat, so anschaulich schildern. Und sie belegen ihre Berichte durch ganz gründliche Nachforschungen. Dazu findet man am Ende des Buches Literatur-, Texte- und Quellenverzeichnis. Außerdem gibt es noch eine Zeittafel und Anmerkungen. Durch das Buch habe ich unheimlich viel über die Thüringer Geschichte und das Leben im Mittelalter gelernt. Und es hat mich neugierig gemacht, noch mehr darüber zu erfahren.

Ich heiße

Frauke Buchner

und bin 8 Jahre alt. Ich gehe in die zweite Klasse. Ich bastle gern und lese viel. Am liebsten lese ich spannende Geschichten. Meine Lieblingsbücher sind bisher “Der kleine Medicus“, „Die wilden Hühner“, „Miesel“ und „Molly Moon“.